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Betr.: Vergleich zwischen "Richelieu" und "Bismarck" Auf Befehl des Ob.d.M. ist kurzfristig ein "Kurzer Vergleich zwischen "Richelieu" und "Bismarck" zusammengestellt worden. Er wird in der Anlage übersandt. Sobald das Material weiter durchgearbeitet ist, wird dem Ob.d.M. ausführlich vorgetragen werden. K wird dazu und zu einer Vorbesprechung einladen.
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Beglaubigt: Reg. Oberinspektor. Anlage zu K/K III A Nr. 231/41 g.Kdos. Kurzer Vergleich zwischen "Richelieu" und "Bismarck".
Durch nachträgliche Anderungen (z.B. Vergrößerung der E-Anlage) ist nachweislich bei "Richelieu" eine Gewichtsüberschreitung von rund 1800 t entstanden, so daß nach frazösischer Rechnung das Typdeplacement beträgt
Außerdem kann "Bismarck" noch 1000 t Reserveheizöl unterbringen. Bei "Richelieu" war diese Zahl nicht festzustellen. In diesem Punkt ist daher ein Vergleich nicht möglich. Gewichte:
Panzerung:
Es ist damit zu rechnen, daß die Wirkung beider Torpedoschotte gegen seitliche Torpedotreffer etwa gleichwertig ist. Maschinenanlage:
Die Länge der Maschinenräume "Bismarck" ist nicht genau anzugeben wegen der dazwischen liegenden Munitionsräume, während bei "Richelieu" die Maschinenräume in sich geschlossen sind. Der geringe Raumbedarf der französischen Maschinenanlage ist auffallend. Die Anlage ist aber in nur 2 Kessel- und 2 Maschinenräume unterteilt. "Bismarck" ist bei uns das erste Schiff, bei dem die Front die Maschinenräume als ausreichend groß anerkannt hat. Dieser Raumbedarf unserer Maschinenanlagen ist ein schwerer Nachteil für unsere Konstruktionsmöglichkeiten. Den Ursachen wird nachgegangen. Geschwindigkeit:
Nach den Schleppkurven ist im Vergleich mit "Bismarck" zu rechnen, daß "Richelieu" 32 sm glatt erreicht.
Fahrbereich:
Betr.: Kurzer Vergleich "Richelieu" und "Bismarck". Nachdem über die tatsächlichen Gewichte des Schlachtschiffes "Bismarck" jetzt genauere Wert vorliegen und sich die Angaben über "Richelieu" noch haben ergänzen lassen, ergibt sich folgendes Bild über die Gewichte (abgerundete Zahlen):
gez. Fuchs. Für die Richtigkeit: XXX Bürohilfsarbeiter.
Betr.: Vergleich von "Bismarck" und "Richelieu". 1) Artillerieaufstellung. Die Aufstellung der gesamten schweren Artillerie im Vorschiff hat eine Reihe sehr erheblicher Vorteile. Sie gewährleistet vor allem den größten erreichbaren Bereich gemeinsamer Bestreichungswinkel der schweren Türme und gibt damit der Taktik weitgehend freies Manöver ohne Rücksicht auf Beeinträchtigung des Einsatzes der schweren Artillerie. Der dadurch allerdings erzwungene Verzicht auf jedes schwere Heckfeuer wird auch von den Franzosen als so schwerwiegend empfunden, daß von der "Gascogne" an der zweite Turm nach achtern gesetzt ist. Durch die Vierlingstürme wird an Zitadellänge gespart. Die Räumlichen und gewichtlichen Vorteile des Vierlingturmes werden erkauft durch erhöte Wirkungsmöglichkeit für Treffer und Bedienungsnachteile für Türme. Die Aufstellung der Mittelartillerie in Drillingstürmen nutzt den verfügbaren Raum an Oberdeck besser aus als bei Doppeltürmen. Bei Einführung von Flaktürmen wachsen die Raumschwierigkeiten an Oberdeck derart, daß auch bei uns die Einführung von Drillingstürmen bei der Mittelartillerie geprüft werden muß, da offenbar ein befriedigendes Einheits kaliber für Seeziel und Flazwecke noch nicht zu bauen ist. Die Möglichkeit der Batterieteilung wird bei 2 Drillingstürmen gegenüber 3 Doppeltürmen verbessert. 2) Brückenanordnung und Aufbauten. Der grundlegende Unterschied besteht daring, daß die kurze französische Zitadelle zu einer scharfen Zusammendrängung der Aufbauten nach der Schiffsmitte führt. Abgesehen von der ungünstigen Führung der Rauchgase führt dieser Aufbau des Schiffes dazu, daß ein turmförmiger vorderer Aufbau für Kommandostand und Vormars geschaffen werden muß, ähnlich den Aufbauten der Italiener. Für die Schiffsführung ergeben sich folgende Nachteile:
b) Die Franzosen haben keinen Nachtleitstand, der unseren Anforderungen irgendwie entspräche, sondern die Artillerieleitung erfolgt von den Tagständen. Auf der Brücke befinden sich 4 Scheinwerferrichtgeräte. c) Die Franzosen haben praktisch keinen freie Brücke. Ihre Brücke ist nur vergleichbar mit unseren geschlossenen Admiralsbrücken, die seitlich nur die Möglichkeit eines kleinen freien Austritts haben. Ein Nachbauen dieser französischen Anlage ist ohne weiteres möglich, da sehr viel Platz in der Längsrichtung gespart wird, aber praktisch auf den Verzicht fast aller unserer Anforderungen an eine Brück herauskommt. Der versuch ist bezüglich Punkt a) bei dem Kreuzer "Nürnberg" schon durchgeführt. Bei Schlachtschiff "O" hat der fehlende Platz in der Längsrichtung schon dazu geführt, den Kommandostand in den Aufbau des Vormars z.T. einzubeziehen und auf das Em [Entfernungsmeßgerät] zu verzichten, ohne daß diese Anordnung aber als Vorteil gewertet wird.
b) Gegen schweren Artilleriebeschuß ist das Hochlegen des unteren Panzerdecks ungünstig da mit jedem schweren Durchschlag des Gürtelpanzers eine empfindliche Wirkung in die vitalen Teile des Schiffes wahrscheinlich ist. Ein Hochlegen des Panzerdecks kann nur empfohlen werden, wenn der Gürtelpanzer bei normal zu erwartenden Gefechtsaufgaben keinen Durchschlag erwarten läßt, wie es bei der begrenzten Aufgabe des Schlachtschiffs "O" vorgesehen ist. Daher war es bei diesem Schlachtschiff zweckmäßig das schwere Panzerdeck auf die Oberkante des Gürtels zu legen, wie es die Franzosen tun. c) Die Schrägstellung des Außenpanzers bringt keine wesentlichen Vorteile. Die geringe Gewichtserleichterung bei gleichem Schutz wird aufgewogen durch die Verletzlichkeit der Außenhaut bereits gegen leichteste Sprenggranaten, die zu erheblichen Geschwindigkeitseinbußen führen können, ohne daß die vitalen Teile des Schiffes irgendwie berührt sind. Falls dagegen ein erhöhter Durchschlagschutz des Gürtelpanzers erreicht werden soll, wird vorgeschlagen, einen an der Außenhaut liegenden Vorpanzer von minstestens 60, möglichst 100 mm anzuordnen und dahinter in ausreichendem Abstand einen ebenfalls senkrecht oder annähernd senkrecht stehenden Panzer von 250 bis 300 mm vorzusehen. d) Wenn man die Vor-und Nachteile der Anordnung allein erörtern will, darf man nicht die Panzerdicken von "Bismarck" zum Vergleich heranziehen, die wegen der größeren Ausdehnung des Panzers (längere Zitadelle, Panzerung der Vorschiffsenden) kleiner gehalten werden mußten, sondern man muß gleiches Panzergewicht je Längeneinheit für den Bereich der Zitadelle annehmen. Die Rechnung hat ergeben, daß man dann das horizontale Panzerdeck auf 135, die Böschung auf 155 und das Oberdeck auf 60 mm verstärken kann und den Gürtel mit 320 mm und den Zitadellpanzer mit 145 mm beibehalten kann (siehe anliegende Skizze). Mit diesen Abmessungen sind 3 Artillerietreffer mit 20º Einfallwinkel in verschiedenen Höhenlegen geprüft:
Schuß 1: Treffer auf den schweren Gürtel.
Panzeranordnung "Richelieu"
"Richelieu" mit deutscher Panzeranordnung Bei Schuß 1 ist der Schutz den die Kombination Gürtel + Böschung + Torpedoschott für die unteren Räume bietet, bei der deutschen Anordnung rund 20% besser als bei der französischen Anordnung. Bei Schuß 2 und 3 ist der Schutz der unteren Räume etwa gleichwertig. Die Räume über dem Panzerdeck und die Reserveverdrängung uber dem Gürtel sind aber bei der französischen Anordnung vollkommen ungeschützt, während sie bei der deutschen Anordnung gegen Mittelartillerietreffer und schwere Sprenggranaten geschützt sind. Die französische Anordnung bietet dagegen folgende Vorteile. 1. Der schräg gestellte Gürtelpanzer fur sich allein verhindert einen Durchschlag bei geringerer Entfernung als der senkrechte deutsche. Dieser Schutz entspricht einem senkrechten Gürten von 370 mm. Der Schwerwiegende Nachteil der Verletzlichkeit der Außenhau bei der Schrägstellung bereits gegen leichteste Sprenggranaten, die zu erheblichen Geschwindigheitseinbußen führen können, wurde bereits erwähnt. 2. Hochliegende schwere Treffer werden bei der französischen Anordnung durch das Panzerdeck nach oben abgewiesen, während sie bei der deutschen Anordnung bei entsprechend eingestellter Zündverzögerung von innen auf den Gürtelpanzer der Feuerleeseite treffen und die Gürtelpanzerplatten abreissen können.
Bei zukünftigen Neubauten wird zu fordern sein, daß durch schmäleren Bau der Maschinenanlagen es möglich sein wird, hinter dem Torpedoschott eine ??? breite Leerzelle mit einem wasserdichten Schott normaler Dicke anzuordnen. Außerdem ist es erwünscht, den Abstand des Torpedoschotts von der Außenhaut möglichst nicht unter 6 m sinken zu lassen, soweit der Abstand von 6 m nicht erreicht werden kann, muß eine Verstärkung des Torpedoschotts eintreten. Die Möglichkeit einer derartig schmalen Anordnung der Maschinenanlage, daß diese Torpedoschottabstände erreicht werden können, bedarf besonders bei Motorenanlagen noch weiterer eingehender Prüfung. Ferner bewirkt die Länge unserer Maschinenanlagen, daß die Munitionskammern der schweren Artillerie so stark an die Schiffsenden gedrängt werden, daß der erforderliche Seitenabstand des Torpedoschotts stark unterschritten werden muß. Jede Verkürzung der Maschinenanlage bringt in dieser Beziehung eine erwünschte und notwendige Verbesserung. Wie sie erreicht werden kann, kann ebenfalls nur von Fall zu Fall entschieden werden. 5) Vergleich des Raum- und Gewichtsbedarfs der Maschinenanlage. Der sehr viel höhere spezifische Raum- und Gewichtsbedarf der "Bismarck"-Anlage erklärt sich zum Teil aus der sehr verschiedenen Art der Unterteilung: Drei Einzelkraftwerke von "Bismarck" gegenüber zwei Doppelkraftwerken "Richelieu", sechs Kesselräume "Bismarck" gegenüber zwei Kesselräumen "Richelieu". In der Hauptsache wird die Verkleinerung der Räume durch Einschränkung des Platzbedarfs der Kesselräume erreicht. Dazu ist von den Franzosen ein Kesseltyp mit Aufladung des Feuerraumes verwandt worden, von dem bisher keinerlei Fronterfahrungen vorliegen und mit dem die Franzosen wahrscheinlich ähnliche Erfahrungen machen werden wie wir zunächst mit unseren Hochdruckdampfanlagen. Aus den französischen Konstruktionen ist ferner zu entnehmen, wie auch bereits durch eingehende Nachprüfung bei unseren Zerstöreranlagen festgestellt worden ist, daß leichte Anlagen, die mit wenig Raum auskommen, nur bei einfachster Anordnung ohne komplizierte Gefechts- und Reserveschaltungen zu erreichen sind. Dieser Weg ist bei den Flottentorpedobooten 39, den Spähkreuzern 38 und dem Schlachtschiff "O" bereits beschritten und wird bei zukünftigen Dampfanlagen ebenfalls durchgeführt werden. Der Vorteil der stärkeren Unterteilung der Kesselanlagen hat sich wahrscheinlich bei "Bismarck" im Gefecht mit "Hood" und "King George V" gezeigt, wenn es zutrifft - wie nach den vorliegenden Unterlegen anzunehmen - daß ein schwerer Treffer den Gürtel unterschoßen hat und dadurch nur ein Kesselraum mit 2 kesseln und ein E-Werk zu Ausfall kam, während bei "Richelieu" in einem derartigel Fall die Hälfte der ganzen Antriebsanlage ausgefallen wärs. Bei "Richelieu" kann sogar eine Detonation unter dem Schiffsboden in der Nähe des Schotts zwischen vorderem Turbinen- und hinterem Kesselraum die gesamte Antriebsanlage restlos zum Ausfall bringen. [Signed]
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![]() BOOK: The Battleship Bismarck. The Complete History of the Ship.
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